DIE MISCHUNG MACHT’S DER IFD SETZT AUF DIGITALISIERUNG Die Corona-Pandemie hat digitale Prozesse beschleunigt. Beim Integrationsfach- dienst (IFD) haben sich diese mittlerweile in einer guten Mischung aus online und Präsenz bewährt. Wie das funktioniert, erzählt Martina Wagner-Stragies, Geschäftsführerin der ifd München-Freising gGmbH, im Interview. Frau Wagner-Stragies, wie hat die Coronapandemie die Arbeit des IFD verändert? Wir haben während der Corona- Pandemie überwiegend auf eine digi- tale Beratung umgestellt. Eine geringe Nachfrage nach digitalen Angeboten gab es aber schon vor der Pandemie, vor allem bei Klientinnen und Klienten mit Mobilitäts- oder Sinneseinschränkun- gen, für die es einfacher ist, keine Weg- strecke zurücklegen zu müssen. 2020 haben wir dann in kurzer Zeit zunächst fast komplett gewechselt. Heute arbei- ten wir in einem hybriden Modell, also einer Mischung aus Präsenz und digita- len Mitteln. Das betrifft Beratungen, aber auch Kurse und Maßnahmen. Gruppen werden aufgeteilt und die Teilnehmenden sind teilweise physisch anwesend, teilweise digital zugeschal- tet. Das funktioniert sehr gut. Wie ging die Umstellung vonstatten? Zunächst ging es darum, alle Mitarbei- tenden mit dem Equipment auszustat- ten. Hier hatten wir einen sehr enga- gierten Mitarbeiter, der das vorange- trieben hat. Dann mussten die Klienten befähigt werden. Unsere Mitarbeiterin- nen und Mitarbeiter haben dafür ge- sorgt, dass dies bei jeder und jedem funktioniert hat. Ich kann hier aber nicht für alle Integrationsfachdienste sprechen. In abgelegenen Gebieten scheitert die Digitalisierung teilweise leider an der Netzabdeckung. Gibt es auch Schwierigkeiten? Ja, die Begutachtung vor Ort ist manch- mal schwierig. Es ist möglich, diese di- gital durchzuführen. Man kann dann mit der Handy- oder Laptopkamera ei- nen Eindruck der Arbeitssituation be- kommen. Eine Vor-Ort-Begutachtung ist aber oft ergiebiger, da man Umweltein- flüsse wie z. B. Lärm, Hitze oder Gerüche besser wahrnehmen und die Gesamt- situation somit besser einschätzen kann. Um eine Vertrauensbasis aufzu- bauen, ist es außerdem natürlich oft besser, sich persönlich zu begegnen. Wie stehen die Klientinnen und Klien- ten zu dem neuen hybriden Modell? Für viele ist das ein Gewinn. Einmal zeitlich oder aufgrund ihrer Einschrän- kungen, aber natürlich auch aufgrund 2 des Infektionsrisikos. Mir fällt außer- dem eine Klientin mit einer schweren Depression ein: Für sie ist es oft schwer, das Haus zu verlassen. Eine Videobera- tung ist da eine große Erleichterung. Andererseits sind auch viele Klienten froh, unter Berücksichtigung aller Hygi- eneregeln, sich wieder im IFD vor Ort persönlich beraten lassen zu können. Und warum machen Sie die Beratung nicht einfach am Telefon? Die Videoberatung ist persönlicher und Emotionen werden besser transportiert. Allerdings ist das Telefonieren nicht ausgeschlossen. Präsenz, Telefon, E-Mail, Videochat: Die Mischung macht’s. Martina Wagner- Stragies ist Geschäfts- führerin der ifd Mün- chen Freising gGmbH und Vorstandsmitglied der BAG UB (Bundesar- beitsgemeinschaft Unterstützte Beschäf- tigung) sowie Vor- standsmitglied der LAG UB. Bayern 4 | 2021 r e s u ä h r e b O t r e p u R ; v o r i b a s u M t a r a M , 0 0 8 5 h h / s e g a m I y t t e G ; t a v i r p ; p e t S y k c u L / k c o t s r e t t u h s : s o t o F