Josef Voggenreiter arbeitet seit 2012 bei RO/SE. Und da hat sich dann mein Mann geschworen: Wenn er wieder einigermaßen gesund wird, wird er auch Menschen mit Behinderung eine Chance geben.“ Beate Brunner, Geschäftsführerin RO/SE Ärzte habe es damals geheißen, dass man sich darauf einstellen müsse, dass Josef Brunner nach der Operation halb- seitig gelähmt sein könne. „Und da hat sich dann mein Mann geschworen: Wenn er wieder einigermaßen gesund wird, wird er auch Menschen mit Behin- derung eine Chance geben“, erzählt seine Frau Beate Brunner. Die Operation verlief damals gut und Josef Brunner benötigte keine zusätzlichen Bestrah- lungen oder Chemotherapien. Ausge- hend von dieser Erfahrung, dass sich das Leben von einem Augenblick auf den anderen komplett ändern kann, stellte Brunner von diesem Zeitpunkt an Menschen mit Behinderung ein. „Denn es gibt genügend Menschen mit Handicap, die keine Chancen erhalten – wir haben das ja selber gesehen im Familienkreis, da mein Bruder auch eine Behinderung hatte“, sagt Beate Brunner. Gesagt – getan. Die Geschäfte mit den Schaltschrankheizungen liefen gut. Mit- hilfe des Inklusionsamtes Landshut fand Brunner Arbeitgeber-Infos, Beratung und Begleitung für die Einstellung von Menschen mit Behinderungen. „Die Firma RO/SE fördern wir seit 2008 – da- mals direkt mit sechs Arbeitsplätzen“, sagt Adolf Lang, Leiter des ZBFS-Inklusi- onsamtes Niederbayern in Landshut. Zusammen mit seinen 13 Mitarbeitern kümmert sich Lang auch um die Förde- rung der Firma in Bad Birnbach. Der Betrieb hat insgesamt für 16 Arbeits- plätze Investitions- und Lohnkostenzu- schüsse erhalten. 2010 hat Josef Brun- ner die gesamten Arbeitsplätze und Fertigungshallen barrierefrei umbauen lassen. Auch die Maschinen vor Ort in Bad Birnbach sind mit behindertenge- rechten Bedienungen ausgestattet wor- den – auch diese Investitionen wurden vom Inklusionsamt mit Zuschüssen und Darlehen gefördert. Gezielte Beschäftigung. Im Jahr 2011 hat die RO/SE GmbH 30 sozialversiche- rungspflichtige Mitarbeiter beschäftigt, von denen 17 schwerbehindert waren. Das entsprach damals einer Schwerbe- hinderten-Quote von 57 Prozent. „Die Besonderheit beim Josef Brunner seni- or war auch, dass er konkret nach Schwerbehinderten gesucht hat. Teil- weise waren diese Beschäftigten bereits seit Jahren auf Jobsuche, nachdem sie zum Beispiel wegen eines Unfalls nicht mehr in ihrem erlernten Beruf arbeiten konnten“, erzählt Lang. Einer dieser Menschen mit Behinderung, die beim „Rottaler Sepp“ einen Job und eine neue Lebensperspektive erhalten haben, ist Josef Voggenreiter. Voggenreiter lebt mit einem Herzschrittmacher, wurde an drei Bandscheiben operiert und hat eine künstliche Hüfte. Der heute 62-jährige ehemalige Buch- und Offsetdrucker war lange Zeit auf Arbeitssuche und hat Kurse im Berufsförderungswerk belegt, bevor er 2012 bei der RO/SE GmbH startete – zunächst als Praktikant. Das sei bei Josef Brunner so üblich gewesen, weil er sich immer genau die Bewerber und die potenziellen Arbeitskräfte vor einer Festanstellung anschauen wollte, um einschätzen zu können, ob sie ins Team passen würden. Und das Team passte auch Voggenreiter, da man bei F h p a r g o t o h P m h e o B : s o t o . C 2 Bayern 3 | 2021