BÜWA. „Für mich ist BÜWA eine der wirkungsvollsten Maßnahmen zur un- terstützenden Beschäftigung, weil man sehr individuell mit den Teilnehmern arbeiten kann“, sagt die 39-Jährige, die auch Michaela Lang durch den BÜWA- Prozess begleitet hat. Der Erfolg spricht für sich: Allein im Landkreis Cham ist die BÜWA-Erfolgsquote auf über 50 Prozent gestiegen. Es lohnt sich. Unterstützend wirkt die Tatsache, dass aktuell Arbeitgeber hän- deringend nach Personal suchen, vor allem in den Pflegebereichen. Sinn der Maßnahme BÜWA sei aber nicht nur, Menschen mit Behinderung aus der Werkstatt in ein Arbeitsverhältnis auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu brin- gen, um Arbeitgebern ein soziales Pro- jekt zu ermöglichen, sagt die Integrati- onsexpertin. Es gehe auch darum, zu zeigen, dass es ein Gewinn ist, einen Menschen mit Behinderung einzustel- len. So sei es zum Beispiel für Menschen mit einer geistigen Behinderung wich- tig, dass die Arbeit und die Anweisun- gen strukturiert sind. Dafür erhält man sehr zuverlässige und engagierte Mit- arbeiter. Vom Profil zum Praktikum. Wie läuft nun so eine Teilnahme an der Maßnah- me BÜWA ab? Der Ablauf ist standardi- siert, geht aber auch auf die individuel- len Bedürfnisse der Teilnehmer und Arbeitgeber ein. Zunächst arbeiten die Integrationsberater beim IFD die Stär- ken und Schwächen der Teilnehmer heraus und erstellen ein Profil. Das schließt auch das private Umfeld mit ein. Daraufhin versucht der IFD Arbeit- geber für ein sogenanntes „Schnupper- praktikum“ von etwa einer Woche Dau- er zu gewinnen, das auch verlängert werden kann. Kommen Arbeitgeber und Teilnehmer gut miteinander klar, wird das „Schnupperpraktikum“ in ein Qua- lifizierungspraktikum überführt, in dem der Teilnehmer bis zu eineinhalb Jahre am Arbeitsplatz eingearbeitet wird. Allerdings sollte bereits nach einem halben Jahr klar sein, ob der Mensch mit Behinderung an der neuen Arbeitsstel- le einen Arbeitsvertrag erhalten wird oder nicht. Die Zeit bis zur Anstellung nutzen die Integrationsberater für ein individuelles „Coaching“, das den Teil- nehmer auf die neue Arbeit vorbereitet. Mehr Selbstständigkeit. So lief es auch bei Michaela Lang. In der Werkstatt für Behinderte hat sie T-Shirts bedruckt. „Aber ich sag's wie es ist – das hat mir nicht so gut gefallen. Ich habe mich nicht so wohl gefühlt in der Behinder- tenwerkstatt und wollte etwas errei- chen“, sagt sie. Nach einem Qualifizie- 2 rungspraktikum im Jahr 2019 hat Mi- chaela Lang Anfang 2020 einen Arbeitsvertrag erhalten. Heute wohnt sie in ihrer eigenen Wohnung in der Nähe des Seniorenheims, „schmeißt“ in ihrer Freizeit den Haushalt, wie sie es nennt, und fährt mit ihrem neuen Auto Freunde und die Familie besuchen. Aber das komme immer drauf an, wie es ihr gerade gehe, erzählt sie. „Ich habe auch schon einmal Stimmungsschwankun- gen, aber ich bin sehr gut mit Medika- menten eingestellt worden.“ Viele Gespräche. Es gab aber auch He- rausforderungen zu bewältigen. Micha- ela Lang habe anfangs – während des Praktikums – nie signalisiert, wann sie an ihre Belastungsgrenze gestoßen sei, erzählt Monika Lobmeier, Leiterin des Seniorenheims St. Michael in Cham. Michaela Lang an einem ihrer Arbeitsplätze in der Küche des Seniorenheims St. Michael Bayern 4|2020